Programm für demokratisches Handeln und gegen Extremismus

15.10.2012: Demokratie auf dem Trainingsplan: Fachtagung „Nah dran – wir verbinden Ideen“ in Dresden

Kann man Demokratie trainieren? Ja! Das zeigten 110 Demokratietrainer und rund 100 Projekte in ländlichen Regionen in Ostdeutschland. Teilnehmer des Bundesprogramms „Zusammenhalt durch Teilhabe“ trafen sich am 15. und 16. Oktober 2012 in Dresden.

Sechs Demokratietrainerinnen und -trainer
Demokratietrainer unterstützen die Vereinsarbeit
Christian, 17 Jahre alt und leidenschaftlicher Fußballspieler, hat mit seinen Vereinskameraden eifrig trainiert, bis Karim und Alexander in der Mannschaft akzeptiert wurden. Nicht Fußball, sondern Demokratie stand auf dem Trainingsplan. Christian ist einer von mittlerweile 110 Demokratietrainern, die im Rahmen des Bundesprogramms „Zusammenhalt durch Teilhabe“ ausgebildet wurden, um ostdeutsche Sport und Feuerwehrvereine im Umgang mit antidemokratischen und rassistischen Verhaltensweisen zu unterstützen.

Nah dran – Sport- und Feuerwehrvereine machen mit

Die Ausbildung von Demokratietrainern ist Teil des Bundesprogramms, das im September 2010 durch das Bundesministerium des Innern initiiert und dessen Umsetzung die Bundeszentrale für politische Bildung übernimmt.Gefördert werden Vereine, Bürgerinitiativen und Gemeindeverwaltungen in ländlichen und strukturschwachen Regionen in Ostdeutschland, die sich für eine demokratische Gemeinschaft engagieren. Durch die Einbindung von Sport- und Feuerwehrvereinen ist das Programm besonders bürgernah ausgerichtet. Dabei werden bestehende Strukturen genutzt und vorhandene Kompetenzen erweitert.

Der demografisch bedingte Wandel und die zunehmende Abwanderung vor allem junger Menschen stellen die Vereine in Ostdeutschland vor große Herausforderungen. Mittlerweile sind rund 100 Projekte mit Erfolg gefördert worden. Weitere Projekte werden folgen, denn das Bundesprogramm wurde gerade von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich bis 2016 verlängert.

Landessportbund Sachsen als größte Bürgerorganisation mit dabei

Unterstützer von „Zusammenhalt durch Teilhabe“ ist unter anderen der Landessportbund Sachsen. Mit mehr als einer halben Million Mitgliedern in 4.500 Sportvereinen ist der Landessportbund die größte Bürgerorganisation in Sachsen und damit ein wichtiger Multiplikator. „Demokratie können wir nur gemeinsam leben. Dieser Appell ist eine Aufforderung an die Bürger für ein aktives Engagement gegen antidemokratische Kräfte. Dieser täglich gelebte Mut soll die ganze Gesellschaft durchdringen“, so Sachsens Innen- und Sportminister Markus Ulbig bei der Eröffnung der zweiten Fachtagung des Bundesprogramms in Dresden.

Der sächsische Innenminister Markus Ulbig und der AWO-Geschäftsführer Karl-Heinz Petersen freuen sich über den Einsatz der Demokratietrainer und halten ein weißes Demokratietrainer-T-Shirt hoch.
Der sächsische Innenminister Markus Ulbig und der AWO-Geschäftsführer Karlheinz Petersen freuen sich über den Einsatz der Demokratietrainer
Die Ausbildung und der Einsatz von Demokratietrainern sollen in den kommenden Jahren auf weitere Vereine und Verbände ausgeweitet werden. Insgesamt können so rund 1,8 Millionen Mitglieder von Vereinen und Verbänden allein in Ostdeutschland erreicht werden. Erste westdeutsche Bundesländer haben bereits angekündigt, das erfolgreiche Programm zu übernehmen.

Bestehende Strukturen nutzen und dennoch neue Wege gehen

„Demokratie soll dort gefördert werden, wo sie entsteht: an der Basis“, beschreibt der zuständige Abteilungsleiter im Bundesministerium des Innern, Dr. Jörg Bentmann, die wesentliche Programmphilosophie. „In Vereinen wie den örtlichen Feuerwehren, den Sportvereinen oder den örtlichen Wohlfahrtsverbänden sind tausende Mitglieder zusammengeschlossen, die eine wertvolle Arbeit für den gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten. Hier gilt es anzusetzen und die in diesen Vereinen aktiven Mitglieder für ihr demokratisches Handeln zu stärken.“

Auf dem Programm der zweitägigen Veranstaltung mit dem Motto „Nah dran – wir verbinden Ideen“ standen Expertenrunden, Vorträge, Workshops und Projektpräsentationen. Rund 200 Teilnehmer aus ostdeutschen Vereinen, Verbänden, Kommunen und Landkreisen tauschten sich zu ihren Erfahrungen in der Demokratiearbeit aus und bewerteten diese für künftige Strategien. Auch die Diskussion über die Hürden beim täglichen Bemühen, Vereinsmitglieder zu erreichen und feindselige Einstellungen anderen gegenüber zu verändern, fand dabei Platz. Mit dabei war unter anderem Fatih Çevikkollu, Kabarettist, Schauspieler und Büttenredner mit Hintergründigem und Nachdenklichem.

Veranstaltet wurde die Fachtagung von der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Landesverband Sachsen e.V. Die AWO hatte bereits mit dem „Magdeburger Appell“ alle Verbandsgliederungen bundesweit dazu aufgerufen, sich gegen die Unterwanderung
zivilgesellschaftlicher Strukturen durch antidemokratisches Gedankengut zu wehren.

Das Programm der Fachtagung „Nah dran – wir verbinden Ideen“ und weitere Pressematerialien finden Sie unter www.nahdran.info.