Programm für demokratisches Handeln und gegen Extremismus

30.11.2013: Premiere für Partizipation

Kleiner Ort, große Bedeutung: In Heyrothsberge bei Magdeburg hat am 29. und 30. November 2013 das erste Demokratietrainer-Treffen des Bundesprogramms „Zusammenhalt durch Teilhabe“ (ZdT) stattgefunden. Das Ziel der über 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Gemeinsam neue Wege finden, um undemokratischen Verhaltensweisen entgegenzutreten.

70 Demokratietrainer halten ein Banner mit der Aufschrift: "Wir stehen für Demokratie"
Die Demokratietrainer von "Zusammenhalt durch Teilhabe" (© Peter van Heesen)


„Zusammenhalt durch Teilhabe“ (ZdT) hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Kompetenzen von Vereinen und Verbänden in strukturschwachen Regionen in ihrer Arbeit für mehr demokratische Beteiligung und gegen Extremismus zu stärken. Das Programm des Bundesministeriums des Innern fördert vor allem die Ausbildung zu Demokratietrainerinnen und -trainern in Verbänden aus den Bereichen Sport, Feuerwehr, Wohlfahrt, Kirche und THW. Diese kamen jetzt zum ersten Demokratietrainer-Treffen Deutschlands in Heyrothsberge bei Magdeburg zusammen. Organisiert wurde die zweitägige Veranstaltung von der Deutschen Jugendfeuerwehr. Mehr als 70 Demokratietrainerinnen und -trainer tauschten sich über ihre individuellen Projekte, Ideen und Erfahrungen aus und diskutierten über Alltagsrassismus im Verband.

Die im Rahmen von „Zusammenhalt durch Teilhabe“ ausgebildeten Demokratietrainerinnen und -trainer traten aber nicht nur in einen regen Dialog. In unterschiedlichen Workshops vertieften sie außerdem die in ihrer Grundausbildung erlernten pädagogischen Fähigkeiten und erörterten regionale Fragestellungen und Probleme in Bezug auf Rechtsextremismus, Partizipation und Toleranz. Susanne Beyer, Ansprechpartnerin der „Demokratiepartnerinnen und -partner“ bei der Deutschen Jugendfeuerwehr, zeigte sich begeistert von der hohen Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer: „Wir freuen uns sehr über diese immense Rücklaufquote. Uns war es wichtig, den Austausch zwischen den einzelnen Beraterinnen und Beratern zu fördern. Ich denke, dass jede und jeder Einzelne nach diesem Treffen mit neuen Ideen und Tatendrang zu seinem Verein zurückkehren wird.“

Demokratie beginnt an der Basis
Die Demokratietrainer entwickeln nach ihrer Ausbildung eigene Projekte, um die Mitglieder in ihren Vereinen und Verbänden auf die Herausforderungen in der Gemeinschaft aufmerksam zu machen. Sie verstehen sich als Impulsgeber, Diskussionsführer und vor allem Ansprechpartner für die Vereinsmitglieder. Dabei widmen sich die Trainerinnen und Trainer vor allem dem Thema Rechtsextremismus, aber auch Homophobie und anderen Formen von Intoleranz soll aktiv begegnet werden. Am Ende ihrer Ausbildung sind die Demokratietrainerinnen und -trainer in der Lage, Strategien und diskriminierende Vorgänge zu erkennen und offenzulegen. Eine Kompetenz, die den Vereinen in der Konfrontation mit undemokratischen Verhaltensweisen hilft.

Nadine Haase ist seit 2011 Leiterin des Projekts „Im Sport-verein(t) für Demokratie“ beim Landessportbund Sachsen (LSB). Ihr Fachgebiet ist die Beratung der verschiedenen Mitgliedsvereine in Gewalt- und Konfliktfällen. Eindeutiger Schwerpunkt in der Beratung ist der Umgang mit rechtsextremen Einflüssen und intoleranten Verhaltensweisen. „Wir versuchen präventiv zu arbeiten, indem wir Vereinen rechtsextreme Symbole erläutern und ihnen erklären, wie sie sich besser vor undemokratischen Einflüssen schützen können“, so Nadine Haase. „Wir unterstützen aber auch bei konkreten Vorfällen, indem wir mit Betroffenen sprechen und Aufklärungsarbeit leisten.“

Für Ute Seckendorf, Projektleiterin des Bundesprogramms, ist der basisdemokratische Ansatz das große Plus von „Zusammenhalt durch Teilhabe“ (ZdT): „Vereine und Verbände sind mit ihren bestehenden Strukturen und bereits vorhandenen Kanälen eine ideale Plattform für die Trainerinnen und Trainer. In den Seminaren lernen sie das nötige Hintergrundwissen und sind so in der Lage, anschließend individuell Projekte zu gestalten.“

Das Bundesprogramm „Zusammenhalt durch Teilhabe“ (ZdT)
„Zusammenhalt durch Teilhabe“ (ZdT), das Bundesprogramm des Bundesministeriums des Innern, läuft seit dem 3. September 2010 und soll vorerst bis 2016 fortgesetzt werden. Das Programm fördert in ländlichen und strukturschwachen Regionen Projekte für mehr demokratische Teilhabe und gegen Extremismus und setzt an bestehende Strukturen an. In den neuen Bundesländern haben bislang 110 Demokratietrainerinnen und -trainer ihre Ausbildung im Rahmen des Bundesprogramms abgeschlossen. Sie engagieren sich in den Landessportbünden sowie in den Verbänden der Landesfeuerwehren. In ihren jeweiligen Organisationen helfen sie bei der Konfliktbewältigung und der Konfrontation mit undemokratischen Verhaltensweisen. Die Nachfrage in den Vereinen nach Workshops oder Einzelberatungen steigt, denn immer mehr Menschen wollen von dem Wissen der Trainerinnen und Trainer profitieren. In der aktuellen Programmphase sollen weitere 500 Demokratietrainerinnen und -trainer ausgebildet werden. Dafür werden in der zweiten Programmphase (2013-2016) einige erprobte Projektkonzepte auf ausgewählte Trägerstrukturen in den westdeutschen Bundesländern übertragen und verschiedene Qualifizierungsmöglichkeiten bundesweit angeboten. Auch Arbeiterwohlfahrt, Diakonie, Deutsches Rotes Kreuz und weitere große Verbände beteiligen sich an der Ausbildung von Trainerinnen und Trainern.
Das Bundesministerium des Innern hat die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) mit der Umsetzung des Bundesprogramms „Zusammenhalt durch Teilhabe“ (ZdT) betraut.

Pressemitteilung vom 30.11.2013