Heimat
Es gibt kaum ein Thema, das so viele Emotionen in der politischen Debatte auslöst, wie die Diskussion um einen zeitgemäßen Heimatbegriff und die Frage: Was verstehen wir eigentlich unter Heimat? Welche Rolle spielen Heimat und Identität für den gesellschaftlichen Zusammenhalt? Wie verhindern wir, dass die Heimatdebatte durch nationalistisch geprägte Akteure instrumentalisiert wird?
In Vereinen überall in Deutschland kommen Menschen unterschiedlichster Hintergründe zusammen, gestalten ein gemeinsames Vereinsleben und setzen sich für die Gemeinschaft ein. Gerade in ländlichen Räumen bietet dieses ehrenamtliche Engagement enorme Chancen - und könnte auch einen maßgeblichen Beitrag zur Gestaltung von Heimat leisten. Wir haben unsere Projektakteure gefragt, was "Heimat" für sie bedeutet:
Podiumsdiskussion NAH DRAN 2018 | „Heimat gemeinsam gestalten“

„Heimat ist“, so Staatssekretär Kerber, „überall dort, wo ich als Mensch dazugehören darf und will“. Doch wer entscheidet, ob man dazugehören darf? Thea Dorn assoziiert mit dem Thema Heimat vor allem das Grundgesetz. Für sie ist die Staatsbürgerschaft eine wichtige Voraussetzung, um sich zu beheimaten. Thomas Krüger setzte dagegen eine „Heimat im Werden“, die von allen Menschen - vor allem auf lokaler Ebene - mitgestaltet werden könne. Kerber hob den Prozesscharakter hervor, denn „Beheimatung“ könne ein Prozess sein, der sich über Generationen ziehen kann.
Sehnsucht nach Heimat
"Ich glaube, dass es vermehrt eine Sehnsucht nach Heimat gibt", sagte Dorn und nahm Bezug auf den aktuellen Umgang mit dem Begriff. Vereinzelung und Beschleunigung durch Digitalisierung seien dabei treibende Faktoren: "Wie müssen uns klar machen, dass eine Renaissance des Heimatbegriffs auch ein Aufschrei überforderter Seelen ist."Schnell wurde deutlich, dass es keine universell gültige Definition von Heimat gibt und dass Jede und Jeder individuell etwas anderes fühlt oder an etwas anderes denkt, wenn von „Heimat“ die Rede ist. Heimat habe dabei nicht nur mit Herkunft und Identität zu tun, sondern sei ein Raum sozialer Interaktion, der vom Lebenskontext abhänge, sagte Thomas Krüger und zitierte dabei den Heimatbegriff seines Sohnes: "Heimat ist, wo sich mein WLAN automatisch verbindet."
Welche Rolle spielen Heimat und Identität für den gesellschaftlichen Zusammenhalt?
Die gemeinsame Verantwortung spielt für Präsident Krüger eine wichtige Rolle: "Für mich hat Heimat auch mit aktiver Teilhabe und sich einmischen zu tun", sagte er und machte deutlich, dass die Debatte von der ganzen Gesellschaft geführt werden müsse.
Dabei stand die Frage im Raum, wie verhindert werden könne, dass die Heimatdebatte vorrangig durch nationalistisch geprägte Akteure dominiert wird. "Wer Heimat sagt und Rassismus meint, muss Widerspruch erfahren", so Thomas Krüger. Damit nahm er auch alle Anwesenden in die Pflicht, würdigte aber gleichzeitig deren großes Engagement. Denn in Vereinen überall in Deutschland kämen Menschen unterschiedlichster Hintergründe zusammen, würden ein gemeinsames Vereinsleben gestalten und sich für die Gemeinschaft einsetzen, waren sich die Podiumsgäste einig. Gerade in ländlichen Räumen biete dieses ehrenamtliche Engagement enorme Chancen – und kann damit auch einen maßgeblichen Beitrag zur Gestaltung von Heimat leisten.
Link zur Aufzeichnung der Podiumsdiskussion.
Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat

Gesellschaften befinden sich in einem stetigen Wandlungsprozess. Auch die deutsche Gesellschaft wird sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten u.a. durch die Zuwanderung und den demografischen Wandel verändern. Aber auch die Globalisierung und die Digitalisierung prägen unsere Gesellschaft. Der Staat, die Zivilgesellschaft, aber auch jeder Einzelne von uns ist gefordert, diesen Wandlungsprozess mitzugestalten, damit für alle gesellschaftlichen Gruppen ein friedliches Miteinander garantiert werden kann. Dabei gilt es, unsere offene und pluralistische Gesellschaft zu bewahren und die Anerkennung unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung als rechtlichen Rahmen unseres Zusammenlebens zu schützen.
Das Bundesministerium des Innern nimmt sich in vielfältiger Weise der Aufgabe an, das gemeinschaftliche Miteinander und die Integration von Zugezogenen zu stärken.
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