Programm für demokratisches Handeln und gegen Extremismus

Leitbildentwicklung im Verein

Partizipationsprozesse gestalten, Innerverbandliche Beteiligungsformate, Demokratiestärkung und Partizipation im Verein

Leitbildentwicklung im Verein
Leitbildentwicklung im Verein
 

Zielgruppen

  • Sportvereine
  • Vereine in kleineren Gemeinden
  • Ortsvereine der Freiwilligen Feuerwehren
  • Kirchliche/Religiöse Gruppen

Dort, wo es ursprünglich schon einen starken Wertebezug gibt (z.B. in der Vereinssatzung), kann der Leitbildprozess besonders gut greifen. Werte werden durch den Prozess präzisiert und durch die Auseinandersetzung verinnerlicht. Die Werte werden im Alltag gelebt und leiten das Handeln der Akteur/-innen. Der Prozess hilft dabei das Handeln zu beschreiben und führt so zu einer Vergewisserung der Wertebasis sowie zu einer Sicherheit gegenüber Angriffen auf diese.

Beteiligte Akteur/-innen

  • Mitglieder des Sportvereins
  • Elternteile/Familienmitglieder von Vereinsmitgliedern
  • Akteur/-innen der kommunalen Verwaltung
  • Bürgermeister/-innen
  • interessierte Bürger/-innen
  • Verbandsakteur/-innen

Kurzbeschreibung

Durch die Reflexion der bestehenden (Vereins-)Werte wird ergründet, wie sie im alltäglichen Vereinsbetrieb konkret umzusetzen sind. Von abstrakten Werten, wie etwa „Respekt“, „Zusammenhalt“ oder „Transparenz“, werden die jeweiligen Begriffe durch die gemeinsame Bearbeitung zu handhabbaren Hilfsmitteln der Selbstverortung: Wofür steht der Verein? Mit wem solidarisiert sich der Verein und von wem grenzt er sich ab? Was bedeutet ‚Respekt‘ in unserem Verein? Woran kann man erkennen, dass wir respektvoll miteinander umgehen?

Mehrwert für den Verein?

  • Engagementförderung durch gelebte Beteiligung
  • Bindung von Mitgliedern und Gewinnung von neuen Engagierten
  • Verbesserung der öffentlichen Wahrnehmung
  • Langfristige und nachhaltige Stärkung der demokratischen Kultur des Vereins

Ziele / Was soll erreicht werden?

Durch Debatten und inhaltliche Auseinandersetzung erarbeitet sich der Verein unter Moderation eines externen Projektteams ein eigenes Leitbild, welches sich zunächst auf die Ziele des Vereins bezieht, in einem nächsten Schritt aber über die konkreten Bedürfnisse des Vereins hinausreicht und in einen lebendigen Partizipationsprozess mündet, von dem im besten Fall die gesamte Gemeinde profitiert. Durch den Leitbildprozess wird eine Entwicklung angestoßen und der Austausch angeregt. Oft sind Menschen in kleineren Gemeinden nicht nur im Sportverein aktiv, sondern haben mehrere Rollen in der Gemeinde.

Durch die intensive Beschäftigung mit den selbstgegebenen Werten werden oftmals hierarchischen Strukturen hinterfragt und ggf. in eine neue Form überführt. Leitideen und Leitsätze werden gemeinsam überprüft und neu erarbeitet. Das Resultat ist eine verbesserte Beteiligungskultur ebenso wie eine über den eigentlichen Leitbildprozess hinausreichende Sensibilität für ein solidarisches Miteinander. Vorhandene Werte werden in diesem Prozess mit mehr Substanz unterfüttert: Sie gelten immer auf mehreren Ebenen und werden durch die Leitbildidee mit den Kinder- und Menschenrechten verknüpft. Durch den transparenten Beteiligungsprozess werden demokratische Abläufe im Alltag verdeutlicht.

Zeitlicher Rahmen für die Umsetzung

Das Projekt ist auf 2 Jahre angelegt. Eine Arbeitsgruppe innerhalb des Vereins (Leitbild AG) trifft sich alle 6-8 Wochen.

Arbeitsschritte

Benennung von Projektleiter/-innen und Patensystem

  • Methode: Berater/-innenausbildung

    Zu diesem Zweck durchlaufen sie eine Berater/-innenausbildung. Sie bekommen theoretische und praktische Hilfestellungen vom externen Projektteam und Referent/-innen, die sie danach in den Verein tragen können. Die Inhalte der Qualifizierungsmodule korrespondieren mit dem Leitbildprozess und können somit direkt in der Praxis angewandt werden.
  • Methode: Pat/-innensystem

    Dem gesamten Prozess werden begleitend Pat/-innen vom externen Projektteam zur Seite gestellt. Dabei handelt es sich um erfahrene Berater/-innen, die eine Ausbildung als systemische Berater/-in oder Mediator/-innen durchlaufen haben. Sie bringen neben großer Erfahrung in der Beratung, Wissen zu den Strukturen des organisierten Sports mit. Die Pat/-innen fungieren als Mittler/-innen zwischen dem Projektteam, dem Verein und den Projektleiter/-innen im Verein. Bspw. bereiten sie gemeinsam mit den Vereinsprojektleiter/-innen die Treffen der Leitbild-AG und tragen die Projektthemen in die Vereine.
    Leitbildentwicklung im Verein 2
    Leitbildentwicklung im Verein 2

    Einbindung der Gemeinde

    Die Einbindung von verschiedenen Interessengruppen der Gemeinde schon zu Beginn des Prozesses erhöht die Chance, dass die Leitbildfindung kein singuläres Ereignis innerhalb des Vereins bleibt, sondern einen Anstoß für die gesamte Gemeinde bildet kann.

    • Methode: Infoveranstaltung

      In einer initialen Infoveranstaltung wird der Prozess der Leitbildentwicklung sowohl dem Verein als auch der Gemeinde vorgestellt. Mögliche Ziele und Wünsche seitens der Gemeinde und des Vereins werden hier im Ansatz erarbeitet und dokumentiert.
    • Methode: Leitbild-AG

      Auf der Info-Veranstaltung wird eine Leitbild-AG gebildet, welche gemeinsam die Projektziele erarbeiten wird. Interessierte Mitglieder und Externe können teilnehmen. Das externe Projektteam achtet auf eine möglichst breite Besetzung der AG. Die Vereinsprojektleiter/-innen und die Projektpat/-innen sind verantwortlich für die AG.
    • Methode: Befragung

      Durch Interviews, Fragebögen und Onlineumfragen innerhalb des Vereins sowie innerhalb der Gemeinde wird die Situation analysiert und ermittelt, welche Projektziele sich der Verein geben möchte bzw. an welchen Stellen Defizite herrschen. Die Befragungen werden durch die vereinsinternen Projektleiter/-innen durchgeführt. Da sie die Möglichkeit haben, viele Menschen persönlich anzusprechen und zu ermuntern, sammeln sie wichtige Rückmeldungen und aktivieren auf diesem Weg Mitglieder und Interessierte. Die Ergebnisse werden in der Leitbild-AG ausgewertet und reflektiert.

    Bildung einer Arbeitsgruppe / Workshop

    • Methode: Leitbild-Workshop

      Ein zentraler Moment des Projekts ist der vom externen Projektteam moderierten Leitbild-Workshop. In einem aufsteigenden Verfahren (zunächst alleine, dann zu zweit, zu viert, zu acht etc.) werden Fragen der Identität, Zielgruppen, Ressourcen und Werte des Vereins bearbeitet. Die gesetzten Schwerpunkte wurden vorher in der Leitbild-AG abgestimmt und sind von Verein zu Verein unterschiedlich. Dabei geht es in erster Linie um das Erarbeiten einer gemeinsamen Vereins-Position zu den jeweils offenen Fragen.
    • Methode: Leitbilderstellung, -veröffentlichung und Weiterarbeit

      • Nach dem Workshop wird in der Leitbild-AG der finale Leitbild-Text erstellt.
      • Das Leitbild wird im Verein veröffentlicht, zum Beispiel auf der Mitgliederversammlung, aber auch durch Werbematerialien (bspw. bedruckte Beutel, Roll-Ups und Banner oder Stundenpläne für Schüler*innen im Ort) bekannt gemacht.
      • Aus dem Leitbild leiten sich Aktionen und Veränderungen rund um den Verein ab. Diese können im weiteren Verlauf des Z:T Projekts verfolgt werden.
    Leitbildentwicklung im Verein 3
    Leitbildentwicklung im Verein 3

    Herausforderungen (Worauf ist zu achten)

    Sprache

    Abläufe und Begriffe müssen so klar formuliert sein, dass sie von allen verstanden werden.

    Vertrauensbasis

    Als Bestandteil der Qualitätssicherung hat sich eine enge Beziehung zwischen externem Projektteam und vereinsinternen Ansprechpartner/-innen bewährt.

    Erwartungshaltungen

    Von vornherein sollte für alle Beteiligten klar sein, dass es sich um einen Lernprozess handelt. Alle Vereine sind unterschiedlich aufgebaut und besitzen eigene Anforderungen. Daher ist es wichtig den Beteiligten und dem Prozess gegenüber eine offene Haltung zu haben. Sowohl die vereinsinternen Projektleiter/-innen als auch das externe Projektteam aus dem Z:T-Kontext befinden sich entweder zum ersten oder zum wiederholten Mal in einer einmaligen Situation.

    Erfahrungen aus der Z:T-Praxis

    Fallbeispiel der Gemeinde Steinbach im Taunus

    Die Sportjugend Hessen hat 2017-2019 im Rahmen des durch Z:T unterstützten Modellprojektes: „DemoS! – Sport stärkt Demokratie“ Teilhabemöglichkeiten in Sportvereinen gestärkt und Bildungsformate durchgeführt.

    „Steinbach ist ein gutes Beispiel. Da ist ein sehr alt eingesessener Verein, der größte Verein der Gemeinde mit etwa 1.200 Mitgliedern, der Vorstand eher überaltert, die Sportstätten auch nicht mehr auf dem modernsten Stand. Da haben sich aber zwei junge Männer gefunden, die wir dann ausgebildet haben, die diesen Prozess angeleitet haben. Sie haben im Zuge des Leitbildprozesses ihres Vereins festgestellt, dass die Beteiligungsmöglichkeiten in der Gemeinde für junge Menschen sehr gering sind. Sie haben angefangen ein Jugendteam in ihrem Verein aufzubauen und wollen sich erstmal mit anderen Jugendorganisationen in der Gemeinde vernetzen.“

    [Auszug aus: Gut gemacht! Gespräche über gute Praxis der Demokratieentwicklung im ländlichen Raum, Camino, Berlin 2019.]

    Benötigte finanzielle Ressourcen

    • Honorare für Referent/-innen der Workshops
    • Materialien für Workshops
    • Mittel für die Öffentlichkeitsarbeit

    Kontakt

    Sportjugend Hessen im Landessportbund Hessen e.V.
    Friedenstraße 99 | 35578 Wetzlar
    Projekt DemoS! - Sport stärkt Demokratie!

    Ansprechpartner:
    Nico Mikulic, Projektleiter
    Mail: NMikulic@sportjugend-hessen.de