Spielerisch zu mehr Verständnis
Wie sich im Projekt „anders statt artig“ Ehrenamtliche und Profis gegenseitig ergänzen
erschienen in: "Couragiert", 09.10.17
von Susanne Kailitz
Fotos: Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e.V.
„Unsere Zielgruppe hat eine große Bandbreite“, erzählt Janson, „wir richten uns sowohl an die Jugendlichen der THW Jugend als auch an die erwachsenen Ehrenamtlichen, die den Jugendverband unterstützen. Damit betreiben wir politische Bildung sowohl für Jugendliche wie auch Erwachsene.“
Verantwortlich mit der Zeit umgehen
Die THW Jugend NRW sei mit 127 Ortsverbänden und mehr als 3 500 Jugendlichen der größte THW-Landesverband und damit ein besonders spannender Partner. „Was uns von anderen unterscheidet, ist die Tatsache, dass wir ausschließlich mit Menschen arbeiten, die sich ehrenamtlich engagieren. Das hat natürlich entscheidende Auswirkungen auf die Art der Zusammenarbeit: Da kann man nicht morgens um 10 Uhr eine Telefonkonferenz ansetzen, weil die Leute ja dann in ihrem eigentlich Job sind. Also kommunizieren wir viel über Whatsapp und Mails.“ Sie verstehe es als Verpflichtung, sagt Janson, mit der knappen Zeit der Ehrenamtlichen verantwortungsvoll umzugehen – ihr Job sei daher extrem outputorientiert.

Ralley und Spiel sind nur zwei Bestandteile eines großen Methodenkoffers, der am Ende des Projekts entstehen soll. Auch zwei Planspiele sollen darin Eingang finden – in denen die Teilnehmenden sich zum einen damit auseinandersetzen können, wie man die Demokratie in der Organisation stärken könne und sich zum anderen die Frage stellen sollten, ob das THW wirklich für alle offen sei. Auch hier habe man es immer wieder mit den Besonderheiten des Verbands zu tun, sagt Janson: „Natürlich gibt es eine klare Hierarchie – im Einsatz wird nicht diskutiert, sondern das gemacht, was ein anderer sagt. Dort kann man nicht verhandeln, in anderen Bereichen aber schon.“
Ebenfalls in den Methodenkoffer solle eine Ausstattung für einen Videodreh – mehr als Schablonen, Begriffe, Eddings und ein Smartphone brauche es dafür nicht, so Janson. Auf der Facebook-Seite von „anders statt artig“ kann man sich Filme ansehen, die so bereits entstanden sind – zum Thema „Tolerant sein“ etwa oder was es bedeutet, dass das THW sich selbst als weltoffen bezeichnet. In der Arbeit mit den Jugendlichen sei sie immer wieder erstaunt, wie hoch deren Motivation und wie groß ihr Wissen sei, sagt die Projektleiterin. „Die sind viel fitter, als man ihnen gelegentlich zutraut. Wenn ich sehe, was da zum Teil innerhalb eines Nachmittags an guten Ideen auf den Tisch kommt und wie professionell alle Beteiligten dann an der Umsetzung dieser Ideen arbeiten, bin ich beeindruckt.“
Zusammenarbeit über den Tag hinaus
Noch bis Ende Februar würden die Bestandteile des Methodenkoffers getestet, erzählt Tabea Janson, danach solle es in den Ortsverbänden der THW Jugend NRW Schulungen geben. Dabei setze man auf ein lebendes System – wenn man über Rückmeldungen feststelle, dass bestimmte Dinge nicht so funktionierten wie gewünscht, könne man jederzeit korrigieren und nachbessern. Bisher sei die Resonanz ausgesprochen positiv, erzählt die Projektleiterin: „Wir bekommen oft das Feedback, dass die Spiele ja mal etwas ganz anderes seien, die Teilnehmer finden das in der Regel richtig cool.“
Gleichzeitig mit den Methodenkoffern entstünden über die Schulungen auch lokale Kooperationen zwischen den Ortsverbänden und Teamenden – diese Kooperationen, so hofft Janson, würden über die zweijährige Projektlaufzeit hinaus wirken. Grundsätzlich stelle sie immer wieder fest, wie vorbildlich sich das THW um seine Jugend kümmere, auch das werde immer wieder kommuniziert. Um die Aktiven, von denen viele den Großteil ihrer Freizeit in den Dienst des THW stellten, so gut wie möglich zu entlasten, mache der AdB ihnen auch Angebote, die nicht primär etwas mit interkultureller Kommunikation zu tun hätten . „Seminare zum Zeitmanagement etwa, denn das ist etwas, das wirklich entlastet und dann die Möglichkeiten schafft, sich des Themas inhaltlich anzunehmen“, so Janson.
Priorität hat nun aber der Output: In den nächsten Monaten sollen insgesamt 200 Methodenkoffer hergestellt werden, die auf Seminaren und Schulungen zum Einsatz kommen können. „Das fertig zu bekommen, ist ein ziemlicher Kraftakt“, sagt Tabea Janson, „aber wir wollen unser Versprechen einhalten.“