Ausbildung zum Demokratieberater - Menschen politisch handlungsfähig machen
Politische Bildung für Erwachsene: Das Projekt „Gut beraten?! Mit Konzept“ bildet Gewerkschaftsmitglieder zu Demokratieberatern aus – und fördert damit ganz konkret politische Arbeit.
erschienen in: Erziehung und Wissenschaft 04/2018
von Kathrin Hedtke
Foto: Doreen Breuer
Der nächste Ausbildungsgang zum Beispiel richtet sich an junge Leute aus der Jugendarbeit von DGB, ver.di, GEW & Co, die bewährte Methoden für die antirassistische Arbeit kennenlernen wollen. Ein andermal liegt der Schwerpunkt auf Sexismus. „Die Teilnehmenden werden sensibilisiert für Diskriminierung“, sagt die Projektleiterin, „bekommen besseres Knowhow.“ Gefördert wird das Projekt durch das Programm „Zusammenhalt durch Teilhabe“ des Bundesinnenministeriums sowie das Thüringer Landesprogramm „Denk bunt“. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verbringen jeweils drei Tage – Freitag bis Sonntag – zusammen in einem Seminarhaus im Grünen. Nach Feierabend diskutieren sie weiter, gehen in der Pause gemeinsam spazieren. Kurzum: Sie wachsen als Gruppe zusammen. „Ziel ist, dass sie danach im Austausch bleiben“, sagt Heinrich, „sich gegenseitig unterstützen.“
Für den Geschäftsführer von Arbeit und Leben Thüringen, Uwe Roßbach, ist das Projekt ein gutes Beispiel dafür, „wie politische Bildung auch wirksam wird“. Sein Ziel: „Menschen politisch handlungsfähig zu machen.“ Politische Bildungsangebote wie Lesungen oder Diskussionsrunden bezweckten nur, dass sich das klassische Bildungsbürgertum über politische Themen informiere – und empöre. Damit sei aber noch nichts gegen konkrete Probleme getan. Das sei beim Gewerkschaftsprojekt anders. „Die Leute wollen zusammen politisch handeln und nicht nur individuell schlauer werden“, betont GEW-Mitglied Roßbach. Aufgabe politischer Bildung sei, dafür das Rüstzeug bereitzustellen und Hilfestellung zu geben. Für Betriebsrat Kämpfer waren die Seminare eine tolle Erfahrung. „Die Ausbildung hat mir richtig viel gebracht“, sagt der 54-Jährige. Als Demokratieberater ist er oft im Einsatz. Im Betrieb sprechen ihn Kollegen an, wenn es Probleme gibt. Und auch Nachbarn baten ihn um Hilfe, als in der Reihenhaussiedlung ein Heckenstreit hochkochte. Das Ergebnis: „Sie geben sich wieder die Hand und reden miteinander. Immerhin.“